Mittwoch 

Selbstausbeutung Kreativwirtschaft.

Die aktuelle Falter Ausgabe (49/06) widmet sich den Arbeitsplätzen in der so genannten Kreativwirtschaft. Mitarbeiter in Architekturbüros dienen als gutes Beispiel:

"Der typische Architekt ist scheinselbstständig: Er arbeitet in verantwortungsvollen Positionen für einen einzigen (!) Arbeitgeber, nimmt von ihm Weisungen entgegen wie ein Angestellter; in der Statistik scheint er als (neuer) Selbständiger auf. Drei Viertel der Klienten, die sich an Sandra Stern von der Gewerkschaft für Privatangestellte wenden, kommen wegen solcher Umgehungsverträge. An den so genannten Scheinselbstständigen sparen Arbeitgeber Sozialversicherungsbeiträge. " (Falter, 49/06, "Arm, aber sexy", Matthias Dusini)

Die Dummen bleiben Zeichenknechte – die Schlauen machen sich selbstständig: Von der Ausbeutung zur Selbstausbeutung (deren Selbstausbeutung jetzt "kreative Autonomie" heißt, [Matthias Dusini]) – oder vielleicht stellen sie bald ebenfalls "Werkvertragler" an? Was für ein Fortschritt!

Wer liest Bewerbungsmails?

Die Ignoranz österreichischer Architekten: Man kann nicht erwarten, dass sie deine Bewerbungsmails auch tatsächlich lesen. War wohl klar, oder?

Sehr geehrter Herr Fabian Faber,

Haben Sie vielen Dank für Ihr freundliches Bewerbungsschreiben vom 07.11.2006.
Verzeihen Sie, dass wir uns aufgrund der intensiven Wettbewerbsarbeit erst jetzt bei Ihnen rückmelden.
Die Entscheidung für die Wettbewerbsunterstützung wurde bereits vergeben.

Mit freundlichen Grüßen,
Susanne Grad,
Atelier Tesar

----- Original Message -----
From: "Fabian Faber"
To:
Sent: Tuesday, November 07, 2006 10:02 AM
Subject: Verstärkung bei Wettbewerbsabgabe

> Sehr geehrte Damen und Herren,
>
> Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass die o. g. Ausschreibung nicht meinen Ansprüchen gerecht wird. Daher muss ich Ihnen hiermit bedauerlicherweise eine Absage schicken.
> Ich hoffe, dass Sie in Kürze einen anderen Bewerber Ihrer Vorstellungen finden und wünsche Ihnen für Ihr Büro viel Erfolg.
>
> Mit freundlichen Grüßen
> Fabian Faber

Samstag 

Die statistische Dunkelheit der österreichischen Architektenarbeit

Fast alle Branchen erfassen Daten über sich, um sich in der Öffentlichkeit im rechten Licht darstellen zu können, eigene politische Forderungen zu unterstützen, konkurrierende Branchen abzudrängen, bessere wirtschaftliche Rahmenbedingungen zu erzeugen, und viele andere mehr.

Für die österreichische Architektur hingegen lassen sich die einfachsten Fragen nicht mit Sicherheit beantworten, wie etwa Fragen der Beruftätigkeit:

AbsolventInnen der Fachrichtung Architektur können durch Ihre Teilnahme einen Beitrag leisten, Licht ins statistische Dunkel über Zustände der österreichischen Architektenarbeit zu bringen.

www.a-theory.tuwien.ac.at/interview

INTERVIEW über das Berufsfeld Architektur

Technische Universität Wien, Institut für Architekturwissenschaften
Urheber: DI Dr. Oliver Schürer (schuerer@tuwien.ac.at), DI Katharina Tielsch (tielsch@iti.tuwien.ac.at)


Donnerstag 

Ready – Study – Go! Info Veranstaltung zu Studium, Praxis und Beruf

Was geschieht nach dem Architekturstudium? Tatsache ist: viele sind unzufrieden. Während die Arbeitgeber die Qualität der Hochschulausbildung bemängeln, fühlen sich Absolventen und Studenten als Praktikanten, Werk- oder Dienstvertragnehmer ausgenutzt. Auch ist die Tätigkeit in den Architekturbüros meist allein auf technisches Zeichnen und Baudurchführung beschränkt – gestalterische Freiräume gibt es praktisch keine. Wozu dann noch studieren?

Die Diskussion ist nicht neu. Sie wurde wurde im Mai 2006 durch ein umstrittenes Interview im Wirtschaftsblatt von Architekt DI Rudolf Rollwagen und den offenen Brief des vorsitzenden der IG Architektur, Architekt DI Christian Aulinger erneut aufgefrischt. Es hat sich wieder einmal gezeigt, wie unterschiedlich die Vorstellungen über Studium und Berufszugang sind. Der inhaltlich breite Horizont der StudentInnen wird begrüßt, mangelndes technisches Verständnis bemängelt. Wie kann beides miteinander verbunden werden? Wo liegen Prioritäten? Und wie schaut dann der Einstieg ins Berufsleben aus? (Quelle:IG-Architektur )

*/ ready – study – go! /*
Eine Veranstaltung der Fachschaft der TU Wien und der IG Architektur
19.10.2006, 17.00 – 20.00 ZS 7
TU Wien, 1040 Wien

Link: IG-Architektur


Freitag 

Die Grünen und die Scheinselbstständigkeit

Die Antwort der Grünen (Brief):

Sehr geehrter Herr Faber,

Vielen Dank für Ihr Mail an Herrn Öllinger das zur Beantwortung an
unser Dialogbüro weitergeleitet wurde.

Es ist uns bewusst, dass in bestimmten Branchen die Tendenz zur Umgehung
des Arbeitsrechts besonders ausgeprägt ist. Das Problem ist jedoch
vielschichtig. Gerade bei Architekturbüros ist (anders etwa als im
Lebensmittelhandel oder der Baubranche) die Grenze zwischen freiem
"Werk" und unselbständiger Tätigkeit besonders unscharf.

Dennoch: Die Grünen treten für einen einheitlichen
ArbeitnehmerInnenbegriff ein, der diese Grenze klar zieht. Alle jene,
die Tätigkeiten erbringen, die nur unter den Bedingungen unselbständiger
Erwerbstätigkeit sinnvoll denkbar sind, fallen dann unter ein
einheitliches Sozial- und Arbeitsrecht. Die Grünen arbeiten aber auch
daran, die Situation von Ein-Personen-Unternehmen zu verbessern (vor
allem hinsichtlich der sozialen Absicherung).

Entsprechende Details finden Sie hier:
http://www.gruene.at/wirtschaft/neue_arbeitswelten/

Mit freundlichen Grüßen
Ihr Dialogbüro der Grünen

Dienstag 

Die ÖVP und die Scheinselbstständigkeit

Die Antwort der ÖVP (Brief):

Sehr geehrter Herr Faber,

danke für Ihre E-Mail, die wir gerne beantworten. "Neue Selbstständige" sind keinesfalls per se ein schlechtes Modell oder im Umfeld der "Scheinselbstständigkeit" anzusiedeln. So zeigt der jüngst vom BMWA veröffentlichte Forschungsbericht der L&R Sozialforschung "Neue Selbstständige in Österreich", dass rund 65% der befragten Neuen Selbstständigen mehr als einen Auftraggeber haben; mehr als ein Drittel davon sogar mehr als fünf. Der Forschungsbericht ergab auch, dass drei Viertel der Neuen Selbstständigen diese Beschäftigungsform ganz bewusst wählen, weil sie ihren Bedürfnissen am Besten entspricht. Für fast drei Viertel stellt die neue Selbstständigkeit den Haupterwerb dar. Die Vor- und Nachteile halten sich nach der Selbsteinschätzung der Neuen Selbständigen lt. dieser Studie die Waage, so dass im Vergleich mit anderen Erwerbsformen der Wunsch nach einer alternativen Beschäftigungsform verhältnismäßig gering ausgeprägt ist.

2005 waren in Österreich insgesamt ca. 35.000 Personen als neue Selbständige im Sinne des GSVG tätig. Die immer wieder als "prekär" kritisierte Erwerbsform der neuen Selbstständigkeit hat in Zeiten einer angespannten Arbeitsmarktsituation durchwegs positive Aspekte ¬insbesondere auch, weil sie neue Arbeitsplätze schaffen. Kennzeichnend ist auch, dass Neue Selbstständige ein überdurchschnittlich hohes Bildungsniveau aufweisen und mit der gesetzlichen Verpflichtung zur Beitragsleistung an die Sozialversicherung einen wichtigen Beitrag zur Finanzierung des Sozialversicherungswesens gewährleisten.

Mit innovativen Formen des Arbeitsverhältnisses wird ein wichtiger Bedarf am Arbeitsmarkt geschaffen. Die neue, bunte und vielfältige Arbeitswelt sollte daher nicht als Gefahr, sondern als Bereicherung und Chance erkannt werden. Die Wirtschafts- und Arbeitswelt wird generell verstärkt vom Prinzip der Selbstständigkeit geprägt: Neue Selbstständige, Kleinst- und Kleinunternehmer ("Ein-Personen-Unternehmen") nehmen an Bedeutung zu, wobei die Übergänge zwischen unselbstständiger und selbstständiger Tätikgeit oft fließend sind. Im Falle von Krankheit, Arbeitslosigkeit, bei Geburt eines Kindes - muss diesen neuen Erfordernissen künftigt verstärkt Rechnung getragen werden. Wir haben auf Angestelltenebene durch die betriebliche Mitarbeitervorsorge "Abfertigung neu" ein gutes Modell - wir wollen diese zusätzliche Sicherung auch im Bereich der Selbstständigen erreichen. Eine "Selbstständigenvorsorge" wäre eine wichtige Säule.

Unser "Kursbuch Zukunft" widmet der Wirtschafts- und Arbeitswelt breiten Raum - Sie finden es auf unserer Homepage mit dem Link:
http://www.oevp.at/download/Kursbuch_lang_web.pdf


Mit freundlichen Grüßen


Ursula Kroczek
Abteilung Politik

Die SPÖ und die Scheinselbstständigkeit

Die Antwort der SPÖ (Brief):

Sehr geehrter Herr Faber,

die SPÖ tritt rigoros gegen Scheinselbständigkeit auf und zwar in allen Bereichen des österreichischen Arbeitsmarktes. Sie sind vollkommen im Recht, wenn Sie die, mit prekären Arbeitsverhältnissen einhergehenden sozialen Probleme kritisieren. Viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können es sich nicht aussuchen, zu welchen Bedingungen sie einen Job bekommen und sind in vielen Fällen froh, überhaupt Arbeit zu haben.

Aus diesen Gründen versucht die SPÖ seit Jahren mit Initiativen gegen Schwarzunternehmer und zur Zurückdrängung von prekären Arbeitsverhältnissen dieser Entwicklung entgegen zu wirken. Leider haben die Regierungsparteien bisher unsere Vorschläge immer abgelehnt oder auf die lange Bank geschoben.

Vor allem eine Verstärkung der Kontrollen von Beschäftigungen über Werkverträge oder freie Dienstverträge wäre besonders wichtig. Sehr oft lässt sich rasch erkennen, dass es sich um Umgehungsgeschäfte bzw. -beschäftigungen handelt und eigentlich Arbeitnehmereigenschaft vorliegt.

Die SPÖ wird daher im Falle einer Regierungsverantwortung auf den Ausbau dieser Kontrollen besonderen Wert legen und auch durch die gesetzlich Einbeziehung atypischer Arbeitsverhältnisse in die gesamte Sozialversicherung einen wichtigen Beitrag zur Vermeidung von Scheinselbständigkeit leisten.

Mit freundlichen Grüßen
Gabriele Kotzegger

Brief an ÖVP, SPÖ und Grüne.

Offener Brief:
Betreff: Scheinselbständigkeit. Arbeiten in österreichischen Architekturbüros.

Sehr geehrte Damen und Herren,

Der österreichische Arbeitsmarkt in Architekturbüros ist bestimmt von Beschäftigungsverhältnissen, die von herkömmlichen Arbeitsverhältnissen abweichen: Scheinselbständigkeit in Form von Werk- oder freien Dienstverträgen.

Somit entledigen sich Architekten ihrer arbeitsrechtlichen Pflichten. d.h. keine Arbeitslosenversicherung, keine Lohnfortzahlung im Krankheitsfall, kein Kündigungsschutz, kein 13. und 14. Monatsgehalt, kein Anspruch auf bezahlten Urlaub, kein Anspruch auf Überstunden, keine Mindestlöhne, keine Abfertigung, etc.

Leider trifft diese Situation nahezu ausnahmslos auf sämtliche österreichische Architekturbüros zu! Warum sind diese prekären Arbeitsbedingungen gerechtfertigt, handelt es sich doch in den meisten Fälle um "Scheinselbständigkeit"? Was unterscheidet den Job in einem Architekturbüro (zumeist Planungstätigkeit) von anderen technischen Berufen? Den Weg zu Gericht scheuen die meisten aus Angst vor Jobverlust und übler Nachrede.

Bei all dem teilweise gerechtfertigten Stolz auf die österreichische Baukultur sollten wir auch einen Blick hinter die Fassade riskieren. Die Gefahr ist groß, dass sich die Praxis des Werkvertrags auch auf andere Berufsgruppen ausbreitet.

Was können ÖVP, SPÖ und Grünen in dieser Sache bewegen? Ihr Einverständnis vorausgesetzt, würde ich Ihre Antwort gerne auf dem Internet-Blog "Atypisch Architektur" veröffentlichen.

Mit freundlichen Grüßen
DI Fabian Faber
http://atypisch.blogspot.com

Montag 

Wege aus der Misere

"Was aus jungen Architekten wird". Kürzlich erschien ein UniSPIEGEL Artikel über Auswege aus der Jobmisere.

Obwohl die Studentenzahlen seit Jahren schrumpfen, will sich der Arbeitsmarkt für Architekten partout nicht entspannen. Die Arbeitslosenquote liegt dreimal so hoch wie vor zehn Jahren. Überleben kann nur, wer eine Nische findet - oder den Beruf wechselt.

Auch in Österreich steigt die Anzahl jener Personen an (Absolventen eines Architekturstudiums), die Alternativen zum Traumberuf Architekt suchen: Lieber die Branche wechseln, als lebenslang Werk- oder freier Dienstvertragnehmer zu sein.

Freitag 

Achtung: freie Mitarbeit

Wer einen Job in österreichischen Architekturbüros sucht, begibt sich auf die Webseite der ArchIng Akademie (Arch + Ing), die Weiterbildungsplattform der Architektenkammern.
Auf den ersten Blick scheint das Angebot an offenen Stellen beachtlich, was angeboten wird, finden Arbeitssuchende (Absolventen eines Architekturstudiums) sonst nirgends!

Doch der Schein trügt – handelt es sich doch bei vielen Stellenanzeigen um Beschäftigungsverhältnisse auf Werkvertrag. In machen Inseraten sind österreichische Architekten tatsächlich so dreist und suchen nach "freien Mitarbeitern". Immerhin darf die IG-Architektur in zwischengeschalteten Anzeigen davor waren:
Achtung: freie Mitarbeit: die IG-Architektur weist hin

"Der Begriff "Freie(r) Mitarbeit(er) gehört nicht zu den verba legalia, er kommt in der österr. Rechtsordnung nicht vor. Erfahrungsgemäß handelt es sich bei der "freien Mitarbeit" der Architekturabsolventen in der Regel um eine unbefugte Werkunternehmertätigkeit und somit um Verstöße gegen die österreichische Rechtsordnung. Diese Tätigkeiten können nicht als Praxis im Sinne des Ziviltechnikergesetzes anerkannt werden."
Auszug aus einem Gespräch der IG-Architektur mit dem BMWA
Quelle: http://www.ig-architektur.at
Unglücklicherweise sind viele gezwungen, diese Jobs anzunehmen. Nach dem Motto: "Besser ein Werkvertrag / freier Dienstvertrag als gar kein Job?"

When I'm Forty-Six – Berufsperspektiven in Architekturbüros

Wie viele unserer Kollegen in österreichischen Architekturbüros sind Mitte Dreißig oder gar Mitte Vierzig? Fest steht: Es gibt eine kritische Altersgrenze, und ist man ab dieser noch als freier Werk- oder Dienstvertragnehmer beschäftig, wird es Zeit, die beruflichen Perspektiven zu überdenken.

Die typische Karriere beginnt mit Ende des Architekturstudiums. Man fängt an zu "jobben", wechselt von Büro zu Büro ("flexibel", "projektorientiert" und "selbständig") und wird Vollzeit-"Werkvertragler": Ohne arbeitsrechtlichen Schutz und mit geringen Aufstiegchancen.

Beförderungen? Sozialleistungen? Aus- und Weiterbildung? Wozu! Der Arbeitsmarkt ist übersättigt und täglich landen unzählige Bewerbungsunterlagen auf den Schreibtischen der Architekten.

Was bleibt ist die Flucht aus der "Schein-Selbständigkeit" in die echte Selbständigkeit. Beitragszahler der Sozialversicherung der gewerblichen Wirtschaft ist man ja schon! Aber jene die den Ausstieg in die Selbständigkeit nicht schaffen - und es werden viele sein - dürfen auch noch mit 46 für etwa 18 Euro die Stunde Polier- oder Einreichpläne zeichnen.

Werkvertragler

Die Werk- und Dienstvertragnehmer in Architekturbüros - angeblich unternehmerisch selbständig tätige Person - sind ohne Interessensvertretung: Die Kammer der Architekten vertritt allein die Interessen der Arbeitgeberseite. So befindet sich die Mehrheit der Mitarbeiter von Architekturbüros unfreiwillig in atypischen Beschäftigungsverhältnissen - obwohl ihnen eigentlich reguläre Arbeitsverträge zustünden.

"Ich geb' meinen Leuten einen Werkvertrag und schon bin ich vom Arbeitsrecht frei." So skizzieren Arbeiterkammer und ÖGB die Einstellung vieler Unternehmer (Pressekonferenz "Gleiche Rechte für atypisch Beschäftigte", 3.08.2006).

Ein Verfahren auf Scheinselbständigkeit einzuleiten hilft meist wenig: Dem Architekten, der das normale Arbeitsverhältnis umgangen hat, passiert nichts anderes, als dass er die Sozialversicherungsbeiträge nachzahlen muss (allenfalls mit knapp 6 Prozent Verzugzinsen). Die Ansprüche des Beschäftigten selbst sind aufgrund langer Verfahrensdauer schon verfallen oder verjährt.

Solange sich nicht die gesetzlichen Rahmenbedingungen ändern, können auch weiterhin österreichische Architekten mit "Werkvertraglern" Arbeitskosten sparen.

Montag 

Atypische ArchitektInnen

Auszug aus der Branchenanalyse zu "Arbeit und Beschäftigung in Wiener Creative Industries":
2.4. Beschäftigungsformen und Beschäftigungssicherheit
„Je nachdem, welche Daten wir heranziehen (Hauptverband der Sozialversicherungsträger oder Arbeitsstättenzählung) kommen wir auf einen unterschiedlichen, in beiden Fällen hohen Anteil von erwerbstätigen ArchitektInnen und IngenieurskonsulentInnen (bzw. in entsprechenden Büros Beschäftigten) in Wien, die entweder als Selbstständige arbeiten oder unselbstständig ohne regulären Dienstvertrag sind. Der Hauptverband mit Daten aus 2002 für unselbstständig beschäftigte ASVG-Versicherte weist 1.157 Personen oder 13% als Atypische aus (v.a. freie DienstnehmerInnen), Selbstständige und auf Werkvertragsbasis Arbeitende sind nicht erfasst. Die Arbeitsstättenzählung 2001 führt von den 11.252 Beschäftigten der Branche in Wien 8.131 als Unselbstständige und 3.121 als Selbstständige an (davon 1.563 als Solo-Selbstständige). Auch in der Arbeitsstättenzählung sind WerkvertragsnehmerInnen nicht erfasst.
(..)
Der hohe Anteil der Alleinselbstständigen (1.563 oder 54% aller Betriebe) sowie besonders jener der Atypischen wirken sich u.a. fatal auf die Erreichung der Planungsbefugnis aus, da die für eine Zulassung zur ZiviltechnikerInnenprüfung notwendige Praxis in einer Anstellung schwer erbracht werden kann. Die Lockerung, wonach seit 2003 bedingt auch Vertragszeiten im freien Dienstnehmerverhältnis als anstellungsähnliche Berufspraxis anerkannt werden, ist Ausdruck dieser Schwierigkeit.“
(Quelle: BRANCHENANALYSEN ZU ARBEIT UND BESCHÄFTIGUNG IN WIENER CREATIVE INDUSTRIES, S.40, http://www.forba.at/kreativbranchen-wien/bericht1.pdf)
Scheinbar gilt das Arbeitsrecht nicht für Architekten. *

Freitag 

Entwurfsfähige Taxler

Architekt Rudolf Rollwagen ist Vizepräsident der Wiener Architektenkammer und auch Vizepräsident der Bundeskammer - demnach einer der ranghöchsten Vertreter des Berufsstandes.

Hier ein Auschnitt eines Interviews (PDF Dokument) aus dem "Wirtschaftsblatt":
WirtschaftsBlatt: Wie ist es um die Architektenausbildung in Österreich bestellt?

Architekt Rudolf Rollwagen: Bei der universitären Ausbildung dominieren die Entwerfer. Die Umsetzungs- und Ausführungsfächer werden verdrängt. Natürlich brauchen wir Leute, die entwerfen können, sonst bin ich als Architekt nur ein Technikfreak. Aber was jetzt herauskommt, sind bestenfalls entwurfsfähige Taxler. (Quelle: Wirtschaftsblatt Online, 31.05.2006, via IG-Architektur)
Lesen Sie hier den offener Brief (PDF Dokument) von Christian Aulinger an DI Rudolf Rollwagen (ig – architektur).

"Freier" österreichischer Arbeitsmarkt

Immer mehr Deutsche arbeiten in österreichischen Architekturbüros. So wie die deutsche Baubranche in den letzen Jahren mit Schwierigkeiten kämpfte, befindet sich auch der Arbeitsmarkt für Architekten seit Jahren in einer Krise. Die Nachfrage nach Architekten liegt in Deutschland auf dem Tiefpunkt: Nicht wenige versuchen ihr Glück im Ausland. Durch die österreichische Praxis der unechten Werkverträge (die "Scheinselbstständigkeit") gibt es in hierzulande mehr Jobs – der Arbeitgeber geht ja auch kein Risiko ein.

Lesen sie hier (PDF Dokument) mehr über den deutschen Arbeitsmarkt.*


Dienstag 

Überstundenzuschläge

In der Regel werden Mitarbeiter in österreichischen Architekturbüros pro Arbeitsstunden entlohnt. Egal ob Werktags oder Wochenende - egal ob um 12 Uhr Mittag oder 12 Uhr nachts: Der Stundensatz bleibt gleich. Überstundenzuschläge kennt die Branche nicht. Passt du Dich nicht an, verlierst Du den Job.*

Donnerstag 

Atypisch - atypische Architektur

In Kürze erfahrbar - Architektur ist atypisch.

* Prekäre Jobs in Architekturbüros sind nicht die Ausnahme - es ist ein Massenphänomen.

ATYPISCH ARCHITEKTUR, eine Blog von Fabian Faber.

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